Es ist der tiefe Sturz eines der mächtigsten Strippenzieher hinter den Kulissen der CSU. Alfred Sauter, Jahrgang 1950, Mitglied des Landtags seit 1990, wob seit jeher an vielen Fäden der Partei mit und verstand es seit seinem Aus als Justizminister 1999 wie kaum ein anderer, seine politischen Kontakte mit der beruflichen Tätigkeit als Rechtsanwalt zu verquicken. Für ihn zahlte sich das im Wortsinne aus. Einmal ließ er wissen, dass mit den Steuern, die seine Anwaltskanzlei an den Staat abführe, die Bezahlung seiner Abgeordnetendiät locker abgedeckt sei. Jetzt scheint Sauter über dieses Übermaß an Geschäftstüchtigkeit gestolpert zu sein.
Seine politische Karriere startete Sauter vor 51 Jahren als Kreisvorsitzender der Jungen Union (JU) im schwäbischen Günzburg. Später ist er acht Jahre lang Chef der JU in Bayern, zeitweise parallel dazu Bundestagsabgeordneter. Seit 1996 führt Sauter in Günzburg den CSU-Kreisverband. Spätestens seitdem geht ohne ihn in der örtlichen wie der schwäbischen CSU so gut wie nichts mehr. Sein Netzwerk und sein Einfluss sind – so hört man – nahezu allumfassend, politische Karrieren ohne sein Placet praktisch unmöglich. Im Umgang jovial, in der Sache knallhart brachte es Sauter bis ins Amt des Justizministers. Sein Weg nach ganz oben schien vorgezeichnet.
Erst ein Zerwürfnis mit dem damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber bremste den Aufstieg. Legendär, wie sich Sauter seinerzeit unter die Journalisten in der Staatskanzlei mischte, als Stoiber über die Ursachen der Entlassung referierte. Diese Einlassungen kommentierte Sauter trocken mit dem Wort "Schafscheiß". Die Demission akzeptierte er nicht. Eine Woche lang stellte er sich quer, erst kurz vor dem Showdown im Landtag zog er zurück.
Sauter verschwand danach aus der ersten Reihe der Landespolitik und widmete sich erfolgreich seiner Anwaltskanzlei. Er blieb aber Abgeordneter mit vielen Fäden in der Hand und wurde später zum wichtigsten politischen Berater des Ministerpräsidenten Horst Seehofer, ohne sich dabei je in den Vordergrund zu drängen.
Hinterbank im Landtag, aber als Anwalt oft ganz vorne dabei, wenn es um lukrative Beratungen und Mandate oder das gut bezahlte Knüpfen von Kontakten im Umfeld bayerischer Ministerien ging. So wie jetzt bei den Masken-Deals Georg Nüßleins, einem Spezl aus dem CSU-Kreisverband Günzburg. Von Sauter hieß es in der CSU immer, er sei zu clever, um sich bei krummen Geschäften erwischen zu lassen. Die Generalstaatsanwaltschaft München will nun offenbar das Gegenteil beweisen.















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