Vor einigen Tagen feierte der Kommunalpolitiker und Altbürgermeister Franz Stangl seinen 75. Geburtstag. Bereits vorher erreichte ihn die Bitte, er möge drei Tage danach einer Festsitzung im Rathaus als Ehrengast beiwohnen. Gerne folgte Stangl der freundlichen Aufforderung. Welche Überraschung ihn dort erwartete, ließ man ihn vorher aber bereits wissen.
„Wir machen dir die Ehrenbürgerwürde fast punktgenau an deinem 75. Geburtstag zum Geschenk“, begründete 2. Bürgermeister Reinhard Naber den festlichen Rathaus-Empfang. „Ehrung, das ist wenn die Gerechtigkeit ihren guten Tag hat“, zitierte er zudem auch Altbundeskanzler Konrad Adenauer. Das Zitat habe er bewusst gewählt, fügte der CSU-Kommunalpolitiker in seiner Laudatio hinzu.
Den Antrag zur Ehrenbürgerschaft hatte die CSU-Fraktion bereits vor Wochen gestellt. Der Gemeinderats-Beschluss war einstimmig. „Es ist wahrhaftig ein guter Tag“, ergänzte der Trautenberger. An den Geehrten gerichtet betonte er: „Die heutige Ehrung soll dir, wenn auch nur symbolisch, etwas von dem zurückgeben, was du für unser Gemeinwesen geleistet hast.“ Mit der Verleihung wolle man ein Zeichen setzen, fuhr Naber fort und ergänzte: „Wir machen damit deutlich, wen unsere Gemeinde schätzt und wer ihr wichtig ist.“ Gelassen und stets lächelnd, manchmal auch mit dem Kopf nickend, verfolgte Stangl – zusammen mit Gästen - das Geschehen auf der Besucherbank.
Zweiter Bürgermeister Naber sprach von „Brücken“, die von Stangl geschlagen wurden und erinnerte: Stangl habe Verbündete gesucht und Freundschaften gehalten. „Wir möchten diese Verleihung zum Anlass nehmen, um das Wirken entsprechend zu würdigen“, fasst der Redner zusammen. „Ab heute gehörst du zu den wenigen Bürgern der Gemeinde Krummennaab, denen diese Ehrenbürgerwürde verliehen wurde.“ Erneut gebrauchte der Sprecher ein Zitat, diesmal aus China. „Die Gründe warum man einen Mann auszeichnen soll, sind in erster Linie sein Charakter, in zweiter Linie seine Art zu handeln, und in dritter Linie einzelne Taten.“ Naber fügte hinzu: „Ehre, wem Ehre gebührt.“
Nach Nabers Laudatio griff Amtsnachfolger Roth einige Gedanken auf und wandte sich mit persönlichen Worten an den Geehrten. Roth erinnerte zunächst an die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Horst Weiße und auch an den streitbaren und umtriebigen Grundschulrektor und Gemeinderat Helmut Renz, der mit Stangl viele Jahre zum Wohle der Grundschule zusammengearbeitet habe. Stangl habe es verstanden, jungen Burschen, so Roth, früh Verantwortung zu übertragen. Als Belege dafür nannte er Wolfgang Bauer, heute Gemeinderat, den Stangl in einer damals schwierigen Situation für die Feuerwehr als Kommandant gewinnen konnte. Mit dem heutigen Gemeinderat Jürgen Prölß habe Stangl früh das visionäre Projekt einer Fernwärmeversorgung über die Abwärme der Biogasanlage vorangetrieben, welches bis heute funktioniere. "Schlussendlich wurde ich selber in Stangls erster Periode als junger Gemeinderat zum Jugendbeauftragten bestellt." Roth ergänzte: "Heute stehe ich hier, vor meinem Amtsvorgänger, um ihm diese höchste Auszeichnung der Gemeinde zu verleihen."
Anlässlich der Festsitzung und Ernennung Stangls hatte Bürgermeister Uli Roth eine Seite im „Goldenen Buch“ schmücken lassen. Der Eintrag folgte im Anschluss an die Übergabe des Ehrenbürgerbriefes. „Dankbar und stolz nehme ich die Auszeichnung entgegen“, wandte sich der Geehrte an die Versammelten. Ebenso mit Stolz trage er auch die Ehrenbürger-Nadel, versprach der Altbürgermeister und frischgebackene Würdenträger der Gemeinde Krummennaab.
Völlig überraschend wurde Franz Stangl am 19. Oktober 1985 als kommunaler Seiteneinsteiger zum 1. Bürgermeister gewählt. Der „Neue Tag“ schrieb damals: „Sensation in Krummennaab.“ Franz Stangl habe die „rote Hochburg“ Krummennaab erobert. Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Abwicklung der damals neu gebauten Kläranlage. Taktisches Geschick zeigte er bei der fast 10 Jahre andauernden Dorferneuerung Thumsenreuths. Stangl bemühte sich stets auch um die Familien. 1986 folgte der Bau des Kindergartens „Sankt Marien“. Mit der Sanierung des Grundschul-Pausenhofs wurde ein Wunsch verwirklicht, der heute noch als regionales Vorzeigeobjekt dient. Seiner Beharrlichkeit und Stangls Verhandlungsgeschick war es zudem zu verdanken, dass der Bau eines A-Sportplatzes am TSV-Gelände verwirklicht werden konnte. Ein Augenmerk legte der Geehrte auch auf die Ausweisung von Neubaugebieten. „Franz Stangl ließ es sich nicht nehmen, das neu bestellte Feuerwehrauto von Landau nach Thumsenreuth zu fahren“, lautet ein Protokolleintrag der Thumsenreuther Feuerwehr. Sein Bemühen galt auch den Wehren, die er bei der Neubeschaffung von Fahrzeugen und Geräten stets unterstützte. Das neue Feuerwehrhaus Krummennaabs konnte 1993 seiner Bestimmung übergeben werden. Maßgeblich beteiligt war Stangl auch bei der Errichtung der Steinbühler Bio-Gasanlage. Zahlreiche Straßen und Brücken wurden saniert. Nicht unerwähnt ließ der Festredner auch den Campingplatz am Erlenweiher, der sich wie ein roter Faden durch Stangls Amtszeit zog. Zudem begleitete der Altbürgermeister auch den Ausbau der Bocklbahnstrecke zu einem Radweg. Langwierige Grundstücksverhandlungen hatten zur Folge, dass am Thumsenreuther Ortsrand ein kleines Gewerbegebiet entstehen konnte. Sehr am Herzen lagen ihm auch die örtlichen Vereine.
„Man könnte noch viele Maßnahmen und Projekte aufzählen“, fasste Naber zusammen und bekannte: „Aber das würde den Rahmen sprengen.“ An Stangl gewandt fügte er weiter hinzu: „Einen Stillstand an Ideen und Visionen gab es nicht. Wir gratulieren dir zu deinem Ehrentag.“
Noch einmal zitierte Reinhard Naber auch den „Neuen Tag“ aus dem Jahr 2008. In einem Interview betonte der ausscheidende Bürgermeister: „Das Amt ist nicht immer einfach. Schließlich möchte man alles richtig machen. Es war eine schöne und abwechslungsreiche Zeit.“ Die Arbeit – so fügte er seinerzeit hinzu – habe ihm immer viel Freude gemacht. Die Ehrenbürgerschaft ist eine weitere Auszeichnung für Franz Stangl. Am 29.8.2006 wurde er mit der kommunalen Verdienstmedaille ausgezeichnet. Am 23.4.2008 wurde ihm durch Landrat Wolfgang Lippert die silberne Verdienstmedaille des Landkreises Tirschenreuth verliehen. Bürgermeister Uli Roth ernannte ihn wenige Monate später zum Altbürgermeister.















Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.